Konzertbericht: Grave Digger

Grave Digger luden zum 20 jährigen Bandjubiläum in die Bochumer Zeche ein und das dieser Abend etwas ganz besonderes werden würde, war irgendwie schon im Vorfeld klar. Schade nur, daß das angekündigte Live Album / Video, welches man im Januar ebenfalls in der Bochumer Zeche mitgeschnitten hatte, an diesem Abend nicht veröffentlicht wurde.

Dafür haben sich Grave Digger für den Konzertteil des Abends einiges einfallen lassen: Da man auf eine Vorgruppe verzichtet hat, hatte man gleich viel mehr Zeit zur Verfügung, die die Band auch ausgiebig nutzte: So hat man extra für diesen Abend zwei Sets aus dem Boden gestampft: Das erste Set enthielt ausschließlich Raritäten sowie Stücke, die man ansonsten noch nie Live gepsielt hatte, wobei sogar ein Song aus der unbekannten Digger Ära ("Stand Up And Rock") sowie eine absolute Rarität, die nur auf einer Maxi CD im Jahre `85 als B-Seite verbraten wurde, Live von der Band runtergezockt wurde. Sänger Chris Boltendahl ließ es sich zudem nicht nehmen, die einzelnen Songs zu kommentieren und auch ausführlicher auf die History von Grave Digger einzugehen. Aber auch aktuellere Stücke wie etwa "The Bruce" (vom `96er Hammer Album "Tunes Of War"), "Assasins" (vom `98er Album "Knights Of The Cross") sowie "The Spell" vom nach wie vor aktuellen Album "Excalibur" fanden sich im ersten Set wieder. Somit war das erste Set insbesondere für langjährige Fans dieser Kapelle interessant, denn es enthielt wirklich Songs, die man nun wirklich nicht erwartet hätte. Zudem spaarte die Band auch nicht an optischen Feinheiten, so daß des häufigeren Pyros gezündet wurden. Verständlich, daß die Meute in der ausverkauften Zeche von den ersten Tönen an total begeistert mitging, obwohl ich mir sicher bin, daß nur sehr, sehr wenige wirklich alle Songs aus diesem ersten Set kannten.

Der Übergang zum zweiten Set war fließend - sprich: es fand keinerlei Pause oder ähnlicher Schnickschnack statt. Im zweiten Set wurden dann die zahlreichen Klassiker der Band gespielt, die von "The Reaper", "Headbanging Man", "Rebellion", "Knights Of The Cross" bis hin zum krönenden Abschluss "Heavy Metal Breakdown" reichten und die Fans vor der Bühne in wahre Extase trieb. Neben den optischen Spielereien wurde das zweite Set insbesondere durch die zahlreichen Gastmusiker, die sich an diesem Abend die Ehre gaben, interessant: Die wohl Prominentesten dürften Markus Grosskopf und Michael Weikath von Helloween gewesen sein - zum ersten Mal in der History von Grave Digger waren zwei Gitarristen und zwei Bassisten auf der Bühne, auch wenn ich sagen muss, daß ich Michael Weikath aufgrund seiner total bescheuerten Art am liebsten zum Mond geschossen hätte (gilt auch für Helloween Konzerte, von denen ich großer Fan bin). Nicht weniger prominent dürften auch Peavy Wagner und Victor Smolski von Rage gewesen sein, die Grave Digger ebenfalls tatkräftig unter die Arme griffen. Ansonsten gaben sich an diesem Abend noch die Jungs von Brimstone sowie Andreas "Piesel" Küstner (neuer Gitarrist von Iron Savior) die Ehre. Ach ja, beinahe hätte ich vergessen, daß bei "Heavy Metal Breakdown" noch der allererste Grave Digger Drummer (bitte fragt jetzt nicht nach dem Namen) hinter der Schießbude saß. Aber selbst in diesen megageilen zweieinhalb Stunden hat es die Combo nicht geschafft, sämtliche Highlights der bisherigen Karriere unterzubringen: So fehlten mir z.B. Songs wie "The Dark Of The Sun" oder auch "The Battle Of Bannockborn", was den geilen Abend aber nicht wirklich schmälern konnte, denn auch die Performance der Band war erwartunsgemäß astrein und man merkte deutlich, daß sich die Band auf diesen Abend gefreut hatte. So waage ich auch schließlich die These, daß dieser Gig der bisher beste in diesem Jahr war und sogar noch über dem von Iron Maiden (der fünf Tage vorher stattfand) anzusiedeln ist. Selbst wenn man nur einen Bruchteil des Materials dieser Band kannte, konnte man den Abend wirklich genießen und seinen Spaß haben. An dieser Stelle Greetings an die junge Dame vor mir, die sich doch tatsächlich über die Tatsache beschwerte, von hinten ein wenig gedrückt zu werden (das ist bei Metal Konzerten in den ersten Reihen nunmal so...) und an all die Idioten, die meinen, in der Zeche unbedingt Crowdsurfing betreiben zu müssen (Leute, Leute - bei Hallen in der Größe der Grugahalle ist das ja voll in Ordnung, aber in der recht kleinen Zeche ist das nur noch nervig). Wer diesen Gig verpasst hat, der hat aus meiner Sicht, wohl DAS Konzert im Jahre 2000 verpasst. Yup!

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